Niklaus Schmid


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April

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Formentera
Eine Insel auf dem Weg zur Legende


Auszüge aus "Formentera - Der etwas andere Reiseführer"


Wie war das noch mal mit dem Wikingerprinz Sigurd, den maurischen Piraten und Bob Dylans Schafwollpullover? Diesen Fragen gehe ich in meinem Buch "Formentera - Der etwas andere Reiseführer" nach. Mal berichte ich aus der Vergangenheit, beispielsweise von den Phöniziern, die auf der Insel die ersten Salzbecken bauten, oder von den Arabern, die ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem anlegten. Dann wieder springe ich zurück in die Gegenwart, erwähne neuzeitliche Legenden, schreibe über die Tier- und Pflanzenwelt oder erzähle Geschichten von Künstlern und Charakterkäuzen. Auszüge, wie gesagt, und zwar im monatlichen Wechsel.

April


Von eifrigen Zwerghühnern ...


Osterzeit. Die Hühner legen auf Teufel komm raus. Wenn man nicht aufpasst, verstecken sie die Eier in den Kakteen und kommen dann, genau 21 Tage nach dem letzten Ei, mit einer Schar frisch geschlüpfter Küken anmarschiert. Manche Hennen wollen nie brüten, andere wiederum haben nichts anderes im Kopf. Am eifrigsten sind die Zwerghühner, denen die Bauern sogar die großen Puteneier unterjubeln.

Hennen, die in Brutstimmung sind und denen man die Eier wegnimmt, setzen sich auf Steine oder einen alten Turnschuh. Die Bauern stecken solche Hennen in einen Sack. Was soll man mit all dem Nachwuchs? Das In-den-Sack-Stecken gilt als Allheilmittel. Hunde, die sich am Federvieh vergreifen, kommen zusammen mit einem Huhn in einen Sack und kriegen ordentlich was drüber. Angeblich rühren sie danach nie mehr etwas an, was Federn trägt.

... streunenden Lieblingen ...


Jedenfalls nicht auf dem eigenen Hof. Aber unserem Hahn haben Hunde aus der Nachbarschaft ganz schön zugesetzt. Den Kaninchenstall haben sie auch aufgebrochen. Morgens lagen die Alten und ihre vierzehn Jungen tot in der Gegend. Zum ersten Mal konnte ich verstehen, wie sich die Bauern fühlen mussten, die wildernden Hunden sofort eins auf den Pelz brennen. Oder sich den Schaden gut bezahlen lassen.

Peter Sander, der sich als Maler durchschlug, hat in manchen Jahren den Bauern mehr Geld für tote Schafe zahlen müssen, als er fürs Essen ausgab. Die Residenten sagen immer: „Mein Hund tut das nicht, der ist ganz lieb.“ Stimmt wohl auch, wenn er allein ist. Kommt aber ein Kumpel vorbei, gehen die beiden Lieblinge auf Tour, streunen durch die Gegend, bis sie was zum Spielen gefunden haben. Dann heißt es: „He, Partner, schau mal da vorne das Wollknäuel mit vier Beinen! Ich von rechts, du von links, auf geht's!“

… und dem berüchtigten Osterloch


Ziegen, die von streunenden Hunden angegriffen werden, stellen sich im Kreis auf, drohen mit den Hörnern; Schafe blöken nur. Das hört sich dumm und gottergeben an, ist aber wirksam. Denn meist erscheint dann der Bauer – je nach Temperament mit oder ohne Flinte.

Zurück zu Ostern. Die Karwoche, Semana Santa, ist für alle, die mit dem Tourismus zu tun haben, so etwas wie ein Test. Es kommen die ersten Pauschaltouristen, aber auch Besucher vom spanischen Festland, und die Geschäftsleute können schon abschätzen, wie die Saison wird. Fällt Ostern sehr früh, tut sich nach der Karwoche bis zum eigentlichen Saisonbeginn so Mitte Mai das berüchtigte Osterloch auf.

Diesmal ist es eher mittelgroß. Im Estrella Dorada stehen schon seit Wochen probeweise die Tische draußen. Catalina hängt die Kleider der neuen Kollektion an die Tür ihrer Boutique, und die Kellner der Fonda Pepe in San Fernando streichen die alten Eisenstühle wieder in bunten Farben. Überall wird geputzt und repariert. Auch der Touristenort Es Pujols, der seit dem Abflug der letzten Chartermaschine im Herbst einer Geisterstadt glich, erwacht aus seinem Winterschlaf.

Fortsetzung folgt...
am 15. April...
amaa...a.a....


Aktualisiert am 1. April 2020 | kontakt@niklaus-schmid.de

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