Niklaus Schmid


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Februar Teil 2

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Formentera
Eine Insel auf dem Weg zur Legende


Auszüge aus "Formentera - Der etwas andere Reiseführer"


Wie war das noch mal mit dem Wikingerprinz Sigurd, den maurischen Piraten und Bob Dylans Schafwollpullover? Diesen Fragen gehe ich in meinem Buch "Formentera - Der etwas andere Reiseführer" nach. Mal berichte ich aus der Vergangenheit, beispielsweise von den Phöniziern, die auf der Insel die ersten Salzbecken bauten, oder von den Arabern, die ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem anlegten. Dann wieder springe ich zurück in die Gegenwart, erwähne neuzeitliche Legenden, schreibe über die Tier- und Pflanzenwelt oder erzähle Geschichten von Künstlern und Charakterkäuzen. Auszüge, wie gesagt, und zwar im monatlichen Wechsel.

Februar Teil 2


Von Orchideen im Unterholz ...


Kommst du im Winter nach Formentera, hatte bei meinem ersten Besuch jemand gesagt, du glaubst, auf einer anderen Insel zu sein. Stundenlang kannst du dann über Wege laufen, ohne einem Menschen zu begegnen. Ein Ziel ist nicht nötig. Lauf einfach drauflos, vorbei an frischer Saat und Wildblumen, an jungen Lämmern und alten Bäuerinnen, die wie festgewachsen am Feldrand hocken.

Vorbei an endlosen Natursteinmauern, vorbei oder anhalten, irgendwo, um eine Eidechse zu beobachten oder um im Unterholz eine Orchidee zu betrachten. Laufen, nicht fahren! Dir tun die Füße weh? Mit ein bisschen Glück erscheint in der Ferne der rote Linienbus, am Steuer Jeronimo, gib ihm ein Zeichen! Er wird anhalten, dich fragen, wohin du willst. Und wenn du ihn nicht verstehst, dann wird er dir auf der Landkarte, die hinter der Sonnenblende steckt, die Route zeigen.

... Gabrielets Katzen ...

Seit fielen Jahren dreht Jeronimo seine Runde, spricht während der Fahrt zu sich selbst und zu seinem Bus. Die scharfen Kurven hinauf zur Hochebene nimmt er wie im Schlaf. Jetzt blick zurück! Unter dir liegt die Ebene, grün mit weißen Häusern und hingetupften Mandelbäumen, rundum das Meer in allen Farbabstufungen von Türkis bis Tiefblau.

Eine letzte Kurve, der Pinienwald hört auf, du bist in El Pilar. Endstation. Auf dem Marktplatz dösen Gabrielets Katzen, am Kramladen von Mercedes hängen noch vom Saisonende die Pullover und Socken aus Schafwolle; vor Miguels Kneipe steht ein ausrangierter Flipperautomat. Drinnen, am Holztresen, stehen Männer mit dem Rücken zum Fernsehapparat und zählen die Fliegen.

... und einem Mönch, der zum Mörder wurde


Tritt ein oder wandere weiter. Nach Norden durch Felder und Buschwerk bis zu den kaum mehr sichtbaren Ruinen eines Klosters. Es Monestir, so heißt die Gegend noch immer, wurde von den Augustinern im 13. Jahrhundert oder schon lange zuvor von Eremiten errichtet, keiner weiß das mit Sicherheit. Wo nie etwas aufgeschrieben wurde, wuchern die Legenden.

Wie die von dem Mönch, der aus Liebe zu einem Bauernmädchen zum Mörder wurde und sich daraufhin in einen Baum verwandelte. Der Baum, eine viele hundert Jahre alte, gespenstisch verwachsene Sabina, steht noch. Und mit etwas Phantasie erkennst du in den gewundenen Ästen die Gestalt eines Mannes.

Fortsetzung folgt.....
am 1. März
a15.

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Aktualisiert am 15. Februar 2024 | kontakt@niklaus-schmid.de

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