Niklaus Schmid


Direkt zum Seiteninhalt

Mai Teil 2

Monatstexte<<<<


Formentera
Eine Insel auf dem Weg zur Legende


Auszüge aus "Formentera - Der etwas andere Reiseführer"


Wie war das noch mal mit dem Wikingerprinz Sigurd, den maurischen Piraten und Bob Dylans Schafwollpullover? Diesen Fragen gehe ich in meinem Buch "Formentera - Der etwas andere Reiseführer" nach. Mal berichte ich aus der Vergangenheit, beispielsweise von den Phöniziern, die auf der Insel die ersten Salzbecken bauten, oder von den Arabern, die ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem anlegten. Dann wieder springe ich zurück in die Gegenwart, erwähne neuzeitliche Legenden, schreibe über die Tier- und Pflanzenwelt oder erzähle Geschichten von Künstlern und Charakterkäuzen. Auszüge, wie gesagt, und zwar im monatlichen Wechsel.

Mai Teil 2


Von Partys mit Heringsstipp ...


Damals - es scheint lange her, ist es aber nicht - damals war alles anders. Bob Marley und Suzi Quatro gaben Konzerte in Ibiza; und die Ausländer-innen auf Formentera wollten unbedingt in einer Finca bei Kerzenschein und Trommelmusik gebären. Die Autos der Zugereisten hatten selbst gepinselte Nummernschilder, und als Stoßstange diente ein Sabinabalken. Brachte ein Besucher Heringsstipp mit, wurde eine Party organisiert. Noch bis Mitte der Achtzigerjahre schleppte ich mich mit Schreibpapier ab, weil das spanische Format zu breit, zu hoch oder zu klein war.

Es kam der Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft. 1985. Auch schon eine Weile her. Nun gibt es auf der Insel eine Art spanischen TÜV, und das Schreibpapier hat DIN-Format. Nur die Post bewahrt die Tradition. Ein Brief, egal ob aus Indien oder Ibiza, dauert mindestens eine Woche, wenn das Wetter gut ist. Ist es schlecht, kann es einen Monat dauern. Sollte eines Tages noch die Post europäisiert werden, hätten die Residenten überhaupt keinen Grund mehr zum Meckern. Wie schrecklich!

... dem Fiepen der Waldohreulen ...


Im Frühjahr, von März bis Mai, rasten in den Salinen die Zugvögel. Auf Durchreise sind Felsenschwalbe, Pirol, die zierliche Grasmücke und der bunte Bienenfresser. Kormoran und Eisvogel, die man im Winter in den Salinen beobachten konnte, sind nun nicht mehr zu sehen. Dafür sind Kuckuck und Nachtigall inzwischen aus Afrika zurückgekehrt. Wer sich still vors Haus setzt, kann ihr Rufen hören.

Kaum zu überhören ist das helle Fiepen der jungen Waldohreulen, die ihre Eltern auffordern, endlich eine Maus zu bringen. Die Bettelrufe klingen die ganze Nacht, über Wochen und Monate bis in den Hochsommer hinein. Denn es dauert lange, bis die Jungen die nächtliche Jagd beherrschen. Was ihnen dabei hilft, sind die Millionen Sehzellen in den großen Augen und der schlapp wirkende, aber nahezu lautlose Flügelschlag. Nicht zu vergessen das gute Gehör, dem nicht das leiseste Mäuserascheln entgeht.

... und Gartenschläfern mit Gesichtsmaske


Zur Beute könnten einer jagenden Eule auch die jungen Gartenschläfer werden, die jetzt das Nest verlassen. In mondhellen Nächten sieht man sie in ihrem charakteristischen Hoppelgang über die Natursteinmauern turnen. Gartenschläfer haben ein graubraunes, leicht rötliches Fell und eine schwarzweiße Gesichtsmaske. Wegen der ebenfalls auffällig schwarzweißen Schwanzquaste nennen die Einheimischen sie rata de sa coa blanca, Weißschwanzratte.

Mit meinem Nachbarn Amigo darüber zu diskutieren, dass es sich bei den „Formentera-Hörnchen“ um eine schützenswerte, in der Welt einmalige Unterart der Gattung Gartenschläfer handelt, ist zwecklos. Amigo ist überzeugt, dass die Bommelschwänzigen seine Küken anspringen. Er fängt sie in einer selbstgebauten, mit getrockneten Feigen bestückten Falle.

Durch einen kleinen Schwindel ist es mir gelungen, ihn davon abzuhalten, die auch auf Formentera gefährdeten Gartenschläfer zu töten. „Na schön, wenn du Geld mit den Viechern machen kannst“, sagt er und gibt mir die gefangenen Tiere. Natürlich darf Amigo nicht erfahren, dass ich sie am Waldrand wieder freilasse. Er wird es nicht erfahren - doch davon später.

Fortsetzung folgt...
am 1. Juni ...
am 15. Dezember a
aamaa...a.a.... .


Aktualisiert am 21. Mai 2019 | kontakt@niklaus-schmid.de

Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü