Niklaus Schmid


Direkt zum Seiteninhalt

September Teil 1

Monatstexte<<<<


Formentera
Eine Insel auf dem Weg zur Legende


Auszüge aus "Formentera - Der etwas andere Reiseführer"


Wie war das noch mal mit dem Wikingerprinz Sigurd, den maurischen Piraten und Bob Dylans Schafwollpullover? Diesen Fragen gehe ich in meinem Buch "Formentera - Der etwas andere Reiseführer" nach. Mal berichte ich aus der Vergangenheit, beispielsweise von den Phöniziern, die auf der Insel die ersten Salzbecken bauten, oder von den Arabern, die ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem anlegten. Dann wieder springe ich zurück in die Gegenwart, erwähne neuzeitliche Legenden, schreibe über die Tier- und Pflanzenwelt oder erzähle Geschichten von Künstlern und Charakterkäuzen. Auszüge, wie gesagt, und zwar im monatlichen Wechsel.

September Teil 1

Von den schmackhaften Chumbos …


Die Kakteenfeigen reifen. Schon sind sie gelb, bald werden sie orangerot sein. Das ist dann der Zeitpunkt, sie zu pflücken. Doch Vorsicht, die chumbos, wie die Einheimischen sie nennen, haben dünne spitze Stacheln. Es genügt, eine Frucht zu streifen, und schon brechen die Spitzen ab. Die Bauern pflücken die Früchte mit einem Stück Karton. Das ist einfacher und wirksamer, als einen Handschuh zu benutzen, denn die Stacheln würden im Leder nur stecken bleiben.

In Deutschland sind Kakteenfeigen eine rare Delikatesse, auf Formentera gehören die Opuntien oder Ohrenkakteen zu jedem Bauernhaus. Wie schon mal erwähnt, hatten die dichten Hecken aus Feigenkakteen früher die Funktion eines Landklos. Vielleicht ist das der Grund, weshalb die Chumbos von den Bauern heute nicht mehr so sehr geschätzt werden. Zu Unrecht, sie sind wirklich lecker. Am besten schmecken sie gut gekühlt.

… der Methode Frühstücksei …


Die Mühe, alle Stacheln zu entfernen, mache ich mir nicht. Ich spieße die Frucht auf eine Gabel, schneide die Blütenkappe ab und löffele sie mit einem Teelöffel wie ein Frühstücksei aus. Es gibt Residenten, die aus den Kakteenfeigen Kuchen oder Marmelade machen. Schmeckt nicht schlecht, aber die Fruchtkerne sind ein bisschen lästig. Ich habe mit Maria darüber gesprochen.

Nein, Marmelade hätte sie nie aus den Chumbos gemacht. Als ich ihr sage, dass die Früchte in Deutschland einzeln in Watte verpackt teuer verkauft werden, verzieht sie ungläubig das Gesicht. Die Feigenkakteen erinnern an die Zeiten der Armut, genau wie die Früchte des Johannisbrotbaums.

… und der Alternative zu Heuschrecken


Die Formenterenser aßen die braunen Schoten, als es wenig anderes zu essen gab, vor allem in der Hungerzeit nach dem Spanischen Bürgerkrieg. Auch machten sie aus dem trockenen süßlichen Fruchtfleisch einen Ersatzkaffee. Heute dient das Johannisbrot nur noch als Schweinefutter. Seinen Namen hat der Baum von Johannes dem Täufer, der die spannen-
langen Bohnen auf seinem kargen Speisezettel hatte, als willkommene Abwechslung zu den Heuschrecken, von denen er sich angeblich in der Wüste ernährte.

Im Altertum wurden die harten, glatten Samen des Johannisbrotbaums zum Wiegen von Gold und Edelsteinen benutzt. Das Wort Karat geht auf die griechische Bezeichnung keratos für die Samenschoten des Johannis-
brotbaums zurück. Wahrscheinlich brachten schon die Phönizier diese genügsame Pflanze auf die Pityusen, spätestens aber dann die Araber.

Fortsetzung folgt...
am 15. September ...
am 15. Dezember a
aamaa...a.a.... .


Aktualisiert am 1. September 2019 | kontakt@niklaus-schmid.de

Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü