Niklaus Schmid


Direkt zum Seiteninhalt

September Teil 2

Monatstexte<<<<


Formentera
Eine Insel auf dem Weg zur Legende


Auszüge aus "Formentera - Der etwas andere Reiseführer"


Wie war das noch mal mit dem Wikingerprinz Sigurd, den maurischen Piraten und Bob Dylans Schafwollpullover? Diesen Fragen gehe ich in meinem Buch "Formentera - Der etwas andere Reiseführer" nach. Mal berichte ich aus der Vergangenheit, beispielsweise von den Phöniziern, die auf der Insel die ersten Salzbecken bauten, oder von den Arabern, die ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem anlegten. Dann wieder springe ich zurück in die Gegenwart, erwähne neuzeitliche Legenden, schreibe über die Tier- und Pflanzenwelt oder erzähle Geschichten von Künstlern und Charakterkäuzen. Auszüge, wie gesagt, und zwar im monatlichen Wechsel.

September Teil 2


Von Adligen und Professoren ...


Das erste Hotel entstand 1957 auf einer Felsspitze in der Bucht von Pujols. Es erhielt den Namen Roca Bella – schöner Felsen. Als Hans Werner Richter, Mentor der Gruppe 47, zum ersten Mal nach Formentera kam, fand er die Bucht, heute das Touristenzentrum der Insel, „noch einsam wie am ersten Tag“ und das Roca Bella „eingehüllt in einem Staub­ und Mörtelschleier“. Die Bauarbeiten an dem Hotel waren noch nicht abgeschlossen. Abends hörte der Schriftsteller den Generator brummen, denn es gab noch keinen Strom. Das hört sich heute romantisch an, war derzeit aber sicher nur lästig.

Gemäß den Erzählungen der Veteranen saßen damals in der Hotelhalle spanische Damen, die ihre ondulierten Köpfe fächelten, Piloten, die irgendeinem Krieg den Rücken gekehrt hatten, und polnische Adlige, die vor dem Kommunismus geflohen waren. Dazu deutsche Professoren, die eine Insel beobachteten, die ihre ersten Schritte in Richtung Tourismus machte.

… einem uralten Witz …


Es ging im Laufschritt. Aus Fischerjungen wurden Kellner, Bauern verkauften ihr Land an Bauunternehmer. Am weiten Strand von Migjorn ragte bald ein Hotelkasten in den Himmel, für den, so sagt man, nie eine Baugenehmigung erteilt worden war.

Der Satz, dass dieses Jahr das Hotel Formentera Playa abgerissen werde, ist kein Gerücht, sondern ein uralter Witz unter den Residenten. Das Einzige, was je auf den Pityusen abgerissen wurde, war ein Hotelklotz auf der Nachbarinsel Ibiza. Das geschah aber auch nur deshalb, weil der Bau genau in der Landeschneise der Flugzeuge lag und die Piloten mit Streik drohten.

… und zweihundert neuen Stühlen


Die letzte große Ferienanlage wurde auf der Landspitze Punta Prima errichtet. Die Häuschen erhielten einen Tarnanstrich in der Farbe der rotbraunen Felsen. So richtig freiweg klotzen wollte niemand mehr. Die Formenterenser waren wach geworden. Sie hatten erkannt, dass ihnen die großen Hotels, die internationalen Gesellschaften gehören, keinen Nutzen bringen.

Vom tiefgefrorenen Fisch bis zur abgepackten Marmelade wird alles angeliefert. Das Management sitzt in Luxemburg oder Liechtenstein, die Bedienung kommt aus Andalusien oder Murcia. Für die Einheimischen fällt allenfalls ein Job als Gärtner ab. Oder ein Auftrag, wie der über zweihundert Stühle, die Catalinas Vater schreinern und ihre Mutter mit Hanfkordel bespannen durfte.

Fortsetzung folgt...
am 1. Oktober ...
am 15. Dezember a
aamaa...a.a.... .


Aktualisiert am 15. September 2019 | kontakt@niklaus-schmid.de

Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü