Niklaus Schmid


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Formentera
Eine Insel auf dem Weg zur Legende


Auszüge aus "Formentera - Der etwas andere Reiseführer"


Wie war das noch mal mit dem Wikingerprinz Sigurd, den maurischen Piraten und Bob Dylans Schafwollpullover? Diesen Fragen gehe ich in meinem Buch "Formentera - Der etwas andere Reiseführer" nach. Mal berichte ich aus der Vergangenheit, beispielsweise von den Phöniziern, die auf der Insel die ersten Salzbecken bauten, oder von den Arabern, die ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem anlegten. Dann wieder springe ich zurück in die Gegenwart, erwähne neuzeitliche Legenden, schreibe über die Tier- und Pflanzenwelt oder erzähle Geschichten von Künstlern und Charakterkäuzen. Auszüge, wie gesagt, und zwar im monatlichen Wechsel.

Dezember

Von aufgeweckten Gartenschläfern ...


In den Mittagsstunden ist es noch herrlich warm, doch die Nächte sind schon kühl. Längst haben sich die Gartenschläfer in ihre gepolsterten Nester verzogen, tief in der Erde oder in Schlupfwinkeln nahe dem Haus. Gern suchen sie sich einen Winterplatz in den mit Seegras bestückten Zimmerdecken alter Fincas. Plötzliche Wärme kann sie dort aus dem Winterschlaf wecken und zum Herumtollen verleiten, womit sie dann wiederum den Bewohnern den Schlaf rauben.

Die Igel sind noch dabei, sich den richtigen Winterspeck anzufressen. Nachts gehen sie auf Beutezug, fangen Mäuse, Würmer und Insekten. Vor Hund und Katze haben sie keine Angst. Sie vertrauen einfach auf die Wirkung ihrer Stacheln. Wenn Max besonders ärgerlich bellt, weiß ich, dass er einen Igel aufgestöbert hat. Bei Gefahr einrollen und abwarten, nach diesem Muster verhalten sich Igel auch beim Herannahen eines Autos, und dieses Verhalten wird ihnen im Herbst, wenn sie nachts die gespeicherte Wärme der Asphaltstraßen aufsuchen, zum Verhängnis.

… schmatzenden Wanderigeln ...

Überfahrene Igel sind für die Möwen ein Leckerbissen, der ihnen aber oft nicht gut bekommt, wegen der rasenden Autos. Der pityusische Wanderigel ist etwas kleiner als sein mitteleuropäischer Verwandter, seine Stacheln sind heller. Lässt man im Garten Reisig und Laub und Küchenabfälle liegen, wird er dort sesshaft. Dann kann man in der Dunkelheit sein Schmatzen hören.

Noch sind die Felder recht karg. Doch schon sprießt das Korn; zum Anbeißen frisch und grün sieht es aus, nicht nur für die Ziegen und Schafe, die sehnsüchtige Blicke über die Feldbegrenzungen werfen. Außer den nimmermüden Geranien blüht jetzt auch die Aloe, eine Heilpflanze, die wegen ihrer fleischigen, sternförmigen Blätter hier auch Pulpo genannt wird. An ihren wie Antennen hochstehenden Blütenrispen schwirren kleine Vögel und zielen mit langen, spitzen Schnäbeln in die roten Glockenblüten.

… und Geckos mit großen Augen


Jetzt, da die Waldwege wenig benutzt werden, stößt man häufig gegen Spinngewebe. Dabei wird einem bewusst, wie stark die dünnen Fäden sind. Ihre Haltbarkeit übertrifft jedes künstliche Material, sodass man auf die Idee kam, aus Spinngewebe schusssichere Westen herzustellen.

Es gibt daumengroße Spinnen, die einen ziemlich erschrecken können. Gelbschwarz gestreift ist die schöne Wespenspinne. Andere Arten haben ein helles Kreuz auf dunklem haarigem Leib, was sie gefährlich aussehen lässt. Doch die einheimischen Spinnen sind harmlos und überdies nützlich, wie man sich leicht überzeugen kann. Ihre Netze sind voller Fliegen und Mücken.

Insektenvertilger sind auch die Geckos. Sie leben bevorzugt in den alten Häusern und kommen nur nachts aus ihren Verstecken. Besucher, die einen dieser fast durchsichtigen Wandkletterer in ihrem Apartment sichten, sollten nicht erschrecken. Von Nahem sehen Geckos mit ihren dicken runden Augen wirklich nett aus.

Fortsetzung folgt
am 15. Dezember

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Aktualisiert am 5. Dezember 2016 | kontakt@niklaus-schmid.de

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