Niklaus Schmid


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Dezember Teil 1

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Formentera
Eine Insel auf dem Weg zur Legende


Auszüge aus "Formentera - Der etwas andere Reiseführer"


Wie war das noch mal mit dem Wikingerprinz Sigurd, den maurischen Piraten und Bob Dylans Schafwollpullover? Diesen Fragen gehe ich in meinem Buch "Formentera - Der etwas andere Reiseführer" nach. Mal berichte ich aus der Vergangenheit, beispielsweise von den Phöniziern, die auf der Insel die ersten Salzbecken bauten, oder von den Arabern, die ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem anlegten. Dann wieder springe ich zurück in die Gegenwart, erwähne neuzeitliche Legenden, schreibe über die Tier- und Pflanzenwelt oder erzähle Geschichten von Künstlern und Charakterkäuzen. Auszüge, wie gesagt, und zwar im monatlichen Wechsel.

Dezember

Vom Lesen beim Kerzenschein ...

Im Anfang war das Licht, das Licht einer nackten Glühbirne. Sie hing in der Küche, und ihre 15 Watt veränderten unser Leben. Ob im guten oder schlechten Sinne – keine Ahnung. Die Entwicklung ist ja noch nicht abgeschlossen.

Ein Jahrzehnt hatten wir bei Sonnenlicht gearbeitet, beim Schein einer Petroleumlampe gegessen und bei Kerzenlicht gelesen. Wenig Sonne, hieß wenig Arbeit. Gelesen haben wir auch nicht allzu viel, denn nach einer Stunde Lesen bei Kerzenlicht legt man sogar das spannendste Buch zur Seite.

Wir richteten unseren Tagesablauf nach der Sonne und fühlten uns gut dabei. An einen Stromanschluss war nicht zu denken, er hätte viele tausend Mark gekostet, zudem war er auch gar nicht erwünscht.

… dem neuen Kochgefühl ...


Doch die Zeit schreitet voran, und der Fortschritt hieß Energie aus Sonnenlicht. Ein Nachbar installierte in seinem Ferienhaus eine Solaranlage, bestehend aus einer Platte mit Sonnenkollektoren, einer Lastwagenbatterie und einem Regler. Als er im Herbst die Insel verließ, fragte er uns, ob wir die Anlage bis zum Frühjahr, wenn er wiederkäme, übernehmen wollten. Keine Frage, wir griffen zu.

Die erste Glühbirne hängten wir, wie gesagt, in der Küche auf. Sie bedeutete ein völlig neues Kochen. Die beidhändige Kombination – mit
der Taschenlampe in der Linken in den Topf leuchten, mit der Rechten rühren – gehörte nun der Vergangenheit an.

… und den Tagen im Dämmerlicht


Die zweite Birne hängte ich über meine Schreibmaschine. Sehr praktisch! Wenn ich in Termindruck kam, konnte ich jetzt auch abends noch ein paar Zeilen tippen. Wir lasen mehr, wir hörten mehr Radio, das wir nun ebenfalls an die Batterie hängten. Wir gingen weniger aus, wir gingen später zu Bett. Zuvor hatte uns das schummrige Kerzenlicht immer schläfrig gemacht.

Im Frühjahr kam der Nachbar, nahm die Solaranlage zurück, und unser Haus erschien uns dunkler als in den Jahren zuvor. Ein paar Tage saßen wir noch im Dämmerlicht, dann hatten wir uns zum Kauf einer eigenen Solaranlage entschlossen.

Doch so oft wie möglich, das schworen wir uns, würden wir die Kerzen anstecken, weil das so schön und so romantisch ist. Das hässliche elektrische Licht der Glühbirne sollte nur zum Kochen, zum Lesen und zum Arbeiten sein.

Fortsetzung folgt...
am 15. Dezember...

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Aktualisiert am 1. Dezember 2017 | kontakt@niklaus-schmid.de

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