Niklaus Schmid


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Oktober

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Formentera
Eine Insel auf dem Weg zur Legende


Auszüge aus "Formentera - Der etwas andere Reiseführer"


Wie war das noch mal mit dem Wikingerprinz Sigurd, den maurischen Piraten und Bob Dylans Schafwollpullover? Diesen Fragen gehe ich in meinem Buch "Formentera - Der etwas andere Reiseführer" nach. Mal berichte ich aus der Vergangenheit, beispielsweise von den Phöniziern, die auf der Insel die ersten Salzbecken bauten, oder von den Arabern, die ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem anlegten. Dann wieder springe ich zurück in die Gegenwart, erwähne neuzeitliche Legenden, schreibe über die Tier- und Pflanzenwelt oder erzähle Geschichten von Künstlern und Charakterkäuzen. Auszüge, wie gesagt, und zwar im monatlichen Wechsel.

Oktober

Von der Olivenernte in alter Zeit ...


Die Früchte des
Granatbaums brechen jetzt auf und zeigen ihre roten Fruchtkerne. Von Grün zu Violett verfärben sich die reifen Oliven. Früher war dies die Zeit, da die Bauern die Früchte mit langen Stangen von den Bäumen schlugen und zur Ölmühle trugen.

Die alte truy stand bei Porto-Saler. Ein Esel bewegte den schweren Mahlstein, der die Oliven zu Mus zerquetschte. Der Früchtebrei kam anschließend in runde Behälter aus Espartogras, die entweder mit Hilfe einer riesigen Drehpresse oder durch das Gewicht eines mächtigen Balkens ausgepresst wurden.

Vor ein paar Tagen konnte ich wieder den alten Mann beobachten, der wie jedes Jahr um diese Zeit die schon leicht schrumpeligen Oliven vom Boden sammelte.

... den Fabelwesen im Mondschein ...

Nach anderthalb Stunden machte er sich wieder auf den Rückweg zum anderen Ende der Insel; am Fahrradlenker zwei Plastiktüten mit Oliven, die er in der modernisierten Ölmühle nahe dem Fußballplatz bei San Francisco abgeben wird, um dafür eine Flasche frisch gepresstes Olivenöl zu erhalten - ein Liter Öl für einen Nachmittag Arbeit.

Für die Mittelmeerbewohner ist der Ölbaum so etwas wie ein heiliger Baum. Wahrscheinlich brachten schon die Phönizier den kultvierten Ölbaum nach Formentera. Der Baum wächst langsam und kann viele Jahrhunderte alt werden. Je älter, desto eigenwilliger sind seine Umrisse, die im Mondschein das Aussehen von Fabelwesen annehmen.

... und Marias speziellen Oliven

Die besonders bizarren Formen entstehen durch Pfropfungen, hat mir der alte Mann erzählt. Bäume, die zu alt sind, werden abgesägt und in der Schnittfläche mit vier Trieben aufgepfropft. Nach Jahren hat es den Anschein, als wachse ein Baum mit vier Stämmen. Bis in die fünfziger Jahre war das Olivenöl für die Inselbewohner so wichtig wie das Brot. Das hat sich geändert, doch auf selbst eingelegte Oliven wollen viele Hausfrauen nicht verzichten.

Zum Beispiel Maria, sie legt die grünen Oliven auf ein Brett und gibt ihnen einen Schlag, sodass sie platzen. Die gespaltenen Früchte wässert sie, um ihnen die Bitterstoffe zu entziehen in einer Salzlake. Nach dem Wechsel legt sie die Oliven in einen Krug, dann gibt sie frisches Fenchelkraut hinzu, Blätter vom Zitronenbaum, eine Zehe Knoblauch, Thymian und eine zerteilte Pfefferschote.

Fortsetzung folgt...
am 15. Oktober ...
am 15. Dezember a
aamaa...a.a.... .


Aktualisiert am 1. Oktober 2019 | kontakt@niklaus-schmid.de

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