Niklaus Schmid


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Februar Teil 1

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Formentera
Eine Insel auf dem Weg zur Legende


Auszüge aus "Formentera - Der etwas andere Reiseführer"


Wie war das noch mal mit dem Wikingerprinz Sigurd, den maurischen Piraten und Bob Dylans Schafwollpullover? Diesen Fragen gehe ich in meinem Buch "Formentera - Der etwas andere Reiseführer" nach. Mal berichte ich aus der Vergangenheit, beispielsweise von den Phöniziern, die auf der Insel die ersten Salzbecken bauten, oder von den Arabern, die ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem anlegten. Dann wieder springe ich zurück in die Gegenwart, erwähne neuzeitliche Legenden, schreibe über die Tier- und Pflanzenwelt oder erzähle Geschichten von Künstlern und Charakterkäuzen. Auszüge, wie gesagt, und zwar im monatlichen Wechsel.

Februar Teil 1

Als sich die Hunde vorm Rathaus trafen ...


Nein, keine eigene Tageszeitung. Doch die wirklich wichtigen Mitteilungen hängen als Anschlag an der Tür von Manolos Bäckerladen. Einmal stand da zum Beispiel, dass alle Hunde gegen Tollwut geimpft werden müssten, und zwar vor dem Rathaus in San Francisco.
Max, hast du gehört? Und ob, er guckt schon ganz sauer. Ich binde ihm den Maulkorb um und schubse ihn in das Auto, das ich von einem Bekannten geliehen habe.

Schon von Weitem ist es zu hören: Auf dem Kirchplatz ist der Teufel,
sind die Hunde los. Ich wusste gar nicht, dass es so viele auf der Insel gibt. Große, kleine, lange, dicke, ein Mischling mit einem schwarzen Fleck überm Auge macht auf Pirat. Auffallend viele deutsche Schäferhunde –
el Pastor Alemán ist in den letzten Jahren regelrecht zum Modehund geworden. Die Podencos Ibicencos, die sonst nur zur Jagd freigelassen werden, zittern vor Eifer. Die Atmosphäre ist elektrisch aufgeladen wie vor einem Rockkonzert. Und die Luft? Na ja!

… Max den Arzt rammte ...


Einer hat damit angefangen, dann haben es ihm alle nachgemacht, sie haben das Bein gehoben, ihren Platz markiert und Herrchens Hose. Paco vom Kap, bereits nass bis zum Knie, versucht das Unmögliche: Er will die Meute von sechs Jagdhunden sowohl von seinen Hosenbeinen als auch von fremden Rüden fernhalten. Er zieht, stößt weg, ist dauernd in Bewegung. Mit den vielen Leinen in den Händen wirkt er wie ein Marionettenspieler.

Max schindet Eindruck mit seinem Maulkorb. Endlich sind wir an der Reihe. Als der Arzt die Spritze setzt, rammt Max ihm den Maulkorb in die Kniekehle. Es gibt stärkere Hunde als ihn auf der Insel, aber keiner ist so ausgebufft wie er.

… und ich dem Esel eine Möhre versprach


Vor rund fünfzig Jahren gab es auf der Insel noch 200 Esel und 150 Ochsen, dazu Mulis und Pferde. Die Esel drehten die Schöpfräder der Brunnen, die Ochsen zogen den Pflug, oft als Gespann zusammen mit einem Pferd oder einer Kuh. Heute gibt es auf der Insel nur noch einen einzigen Esel. Er steht in einem Stall der Ferienanlage Mar y Land, und von Zeit zu Zeit holt ihn sein Besitzer heraus, um die Butangasflaschen zu den Bungalows zu transportieren.

Wenn, wie heute, der Wind von Osten weht, höre ich den alten Graupelz schreien. Ich glaube, er langweilt sich. Die Bungalows sind verrammelt, selbst die Katzen haben das Gelände verlassen. Einsam ist der Esel, und sicher möchte er lieber Gasflaschen schleppen, als den ganzen Tag nur im Stall zu stehen. Jedes Mal, wenn ich sein Klagen höre, nehme ich mir vor, ihm bei Gelegenheit eine Möhre zu bringen und ihm die Ohren zu kraulen.

Fortsetzung folgt...
am 15. Februar...
am 15. Dezember a
aamaa...a.a.... .


Aktualisiert am 1. Februar 2020 | kontakt@niklaus-schmid.de

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