Niklaus Schmid


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Mai Teil 2

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Formentera
Eine Insel auf dem Weg zur Legende


Auszüge aus "Formentera - Der etwas andere Reiseführer"


Wie war das noch mal mit dem Wikingerprinz Sigurd, den maurischen Piraten und Bob Dylans Schafwollpullover? Diesen Fragen gehe ich in meinem Buch "Formentera - Der etwas andere Reiseführer" nach. Mal berichte ich aus der Vergangenheit, beispielsweise von den Phöniziern, die auf der Insel die ersten Salzbecken bauten, oder von den Arabern, die ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem anlegten. Dann wieder springe ich zurück in die Gegenwart, erwähne neuzeitliche Legenden, schreibe über die Tier- und Pflanzenwelt oder erzähle Geschichten von Künstlern und Charakterkäuzen. Auszüge, wie gesagt, und zwar im monatlichen Wechsel.

Mai Teil 2


Von der Keimzelle der Formentera-Begeisterung ...

Ach ja, die gute alte Fonda Pepe! Die Reiseschriftstellerin Ursula von Kardorff nannte sie die Keimzelle der Formentera-Begeisterung. Der dänische Maler Ging zeichnete dort jene Bilder, die noch heute an den Wänden hängen; eines zeigt einen glücklichen Pepe, der beim Brunnenbohren auf Wasser gestoßen ist.

An der alten Holztheke hat der Maler Mario Prins gelehnt, gemalt und getrunken, bis ihm die Ellbogen abrutschten. An den einfachen Tischen wurde philosophiert und gestritten. Die Fonda wurde berühmt, sie wurde vergrößert. Beim letzten Umbau musste der alte Fonda-Frisör, der in einem Nebenraum bei offener Tür die Haare schnitt, seinen Frisiersessel räumen. Doch, fast schon ein Wunder, die Fonda hat alle Veränderungen überstanden.

… einem gar reizenden Mädchen ...


In den Sommermonaten ist der Vorplatz gerammelt voll, und eine seltsame Erwartung liegt in der Luft. Schön ist es in der Vorsaison auf dem Mäuerchen der schmalen Terrasse, wenn sich die Sonne neigt und ihre Strahlen von den Blättern der Eukalyptusbäume, die gegenüber am Hostal Pepe stehen, gefiltert werden.

Ich setze mich auf einen der bunten Stühle. Ein Taxi hält, und drei Typen steigen aus, wuchten ihre Rucksäcke auf die Terrasse, blinzeln in die Sonne, blinzeln zu dem Mädchen rüber, das mit hochgezogenen Knien auf der Mauer sitzt und liest. Die durchsichtigen Fähnchen, vor vielen Jahren als Ibiza-Look bekannt, sind noch nicht ganz verschwunden. Manchmal kann man sich darüber richtig freuen.

… und einer enttäuschten Besucherin


Pepes Sohn Julián, lange Haare, Revoluzzerbart und flinke Augen, dreht seine Runde. Er sammelt die leeren Gläser ein, spricht mit den Stammgästen; bedienen muss man sich selbst. Nach einer Weile packt einer der Jungen eine Gitarre aus und beginnt zu spielen, einen Dylan-Song, was sonst. Ab und zu passiert so etwas noch. Ein Luftzug bringt den Duft nach süßem Gras herüber.

Neue Gäste. Ein älteres Ehepaar parkt seinen Leihwagen. Der Mann bleibt hinterm Steuer sitzen, die Frau steigt aus. Sie beäugt die Szene, liest buchstabierend den Namen Restaurant Peyka über dem Eingang, geht mit einem aufgeschlagenen Reiseführer in der Hand hinein und fragt den Barmann nach dem berühmten Künstlerlokal Fonda Pepe. Der Kellner macht eine den Raum umfassende Handbewegung. Ungläubig schüttelt die Frau den Kopf, und ihr Mann ruft von draußen: „Nun komm schon, Hannelore, lass dich nicht veräppeln!“

Um einen Nachmittag oder eine halbe Nacht zu vertrödeln, ist die Fonda Pepe immer noch der beste Platz.

Fortsetzung folgt...
am 1. Juni...
amaa...a.a....


Aktualisiert am 15. Mai 2020 | kontakt@niklaus-schmid.de

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