Hauptmenü
Artikel<<<<
Night & Day Magazine
Ausgabe Ibiza und Formentera Juli 2012
Das Interview führte
MAXIMILIANE TAUCHE
< zurück zur Startseite zchiv
Aus der WAZ vom 11. Mai 2012
Lesung zwischen Mord und Urlaub
von KIRSTEN GNOTH
Heiligenhaus: Der Duisburger Krimiautor Niklaus Schmid sorgte in der Stadtbücherei für Gänsehaut und Fernweh mit seinen Kostproben aus einer Criminale-Auftragsarbeit und einem etwas anderen Formentera-Reiseführer.
Foto WAZ FotoPool
Ein leicht sonnengebräunter Herr im schwarzen Anzug schlendert in das Lesecafé der Stadtbücherei. In der Hand ein verblichener ozeanblauer Koffer. Die Gebrauchsspuren an dem guten Stück lassen erkennen, dass er und sein Besitzer schon einiges zusammen erlebt haben. Vom Hippie Trail durch Indien, über die langen Winter auf Formentera bis zum Hexenhaus im Sauerland. Niklaus Schmid ist Freigeist, Weltenbummler und Krimiautor. Die Liebe zu Details lässt sich in jeder Zeile wiederfinden.
Klein aber fein ist die Runde im Lesecafé der Stadtbücherei. Den Heiligenhausern steht am Abend wohl eher der Sinn nach Fußball als nach Mord. Niklaus Schmid nimmt es gelassen und schon mal Platz. Schnell die Lampen einstellen und das Mikrofon noch einem Check unterziehen. Mitgebracht hat der Krimiautor eine Kurzgeschichte aus der Anthologie "Mörderisches vom Rothaarsteig". Gemeint ist aber keinesfalls die Haarfarbe, sondern der Gebirgszug im Sauerland. "Das war eine Auftragsarbeit für die Criminale im Mai", erklärt Schmid.
Beklemmend und drückend
Die Story beginnt beschaulich. Ein Ehepaar möchte sein Haus im Sauerland verkaufen. Das Problem - im Anbau wohnt ein etwas schrullig anmutender Herr auf Lebenszeit. Alle Interessenten springen bei der Hiobsbotschaft ab, bis auf einen. Doch der muss die Sache mit dem Mitbewohner erstmal seiner Frau schmackhaft machen. Das Sauerländer Ehepaar schmiedet einen perfiden Mordplan. Sie riegeln den Anbau ab und stellen Strom sowie Wasser ab.
Was Niklaus Schmid dann vorträgt, ist beklemmend und drückend wie schwül-warme Luft. Durst und Halluzinationen lassen den unerwünschten Hausbewohner langsam aber sicher verzweifeln. Bei der Kurzgeschichte tropft nicht aus jeder Seite literweise Blut. Muss es auch gar nicht. Spannend machen "Hier bleibe ich!" die interessanten Wendungen und raffinierten Details.
Auch einen Platz in dem verblichenen Koffer gefunden hat ein ganz besonderes Schmuckstück. "Alle Verleger haben mir gesagt, man könne keinen ganzen Reiseführer über Formentera schreiben. Aber ich hatte da eine Idee", sagt Niklaus Schmid und lächelt. Dass die Idee großartig war, verschweigt der bescheidene Duisburger. Schmids Reiseführer reiht nicht etwa eine Restaurant-Empfehlung aneinander und listet akribisch die Shrimpspreise auf.
300 Seiten Liebeserklärung an Formentera
Der 300 Seiten dicke Schmöker ist eine wahre Liebeserklärung an die kleine Baleareninsel. Das Besondere daran: Der Reiseführer ist in Monate aufgeteilt und randvoll gefüllt mit Anekdoten. Zeit genug sie zu sammeln, hatte Niklaus Schmid. "Immerhin lebe ich schon seit 33 Jahren auf Formentera und verliebe mich bei jedem Landeanflug wieder in die Insel", sagt der Autor.
Die detaillierten Beschreibungen von blühenden Agaven und den Salinen ziehen den Zuhörer schnell in den Bann. Fast lässt sich der weiße Sand zwischen den eigenen Zehen spüren. Die Anekdoten, mit denen Niklaus Schmid die Insel beschreibt, erlebte er (oder zumindest andere Residenten) selbst. Gestrandete Wale, Winterkoller und der rasende rote Inselbus. Aber Vorsicht: Jeder, der sich dieses Buch kauft, wird auch ein Flugticket kaufen. Der Reiseführer macht einfach Lust auf mehr.
Quelle: WAZ
< zurück zur Startseite
Archiv
aus der "Rheinischen Post" vom 27. Juli 2011
Kantiger Typ aus Duisburg
VON PETER KLUCKEN
Wesel (RP). Niklaus Schmid ist ein überregional bekannter Kriminal- und Reiseschriftsteller, der zwischen seiner Geburtsstadt Duisburg und der spanischen Insel Formentera pendelt, die wie ein Hundeknochen aussieht.
Niklaus Schmid lebt seit 1978 auf der kleinen Baleareninsel Formentera.
Mit achtzehn tourte er mit dem Zirkus Althoff durch Frankreich und Schweden; mit dreißig reiste er durch Indien, Afrika und Südamerika. Und seit 1978 pendelt Niklaus Schmid zwischen der kleinen Baleareninsel Formentera und Duisburg, der Stadt, in der er 1942 geboren wurde.
Wenn man den Lebenslauf des freien Schriftstellers Niklaus Schmid liest, dann fühlt man sich ein wenig an Elmar Mogge erinnert, jenen privaten Ermittler, den Schmid zum Helden seiner bislang erfolgreichsten Kriminalromane gemacht hat. Sie heißen "Der Hundeknochen", "Bienenfresser" sowie "Stelzvogel und Salzleiche". Elmar Mogge ist ein kantiger Typ mit Macken, der bei der Kripo "ausgestiegen" ist. Wie Schmid hat er eine Vergangenheit als Zirkusmitarbeiter, wobei man die biografischen Verbindungen nicht zu eng ziehen sollte. Ein so vorzüglicher Messerwerfer wie Mogge ist Schmid wohl nicht. Aber natürlich spielt die Lebenserfahrung des weit gereisten Autors mit den weit entfernten Wohnsitzen gewiss eine Rolle beim Konzipieren und beim Schreiben der Romane und Stories.
Eingeführt hat Niklaus Schmid seinen Elmar Mogge im Krimi "Der Hundeknochen". Der Privatdetektiv, der über jeden Cent Honorar froh ist, muss herausfinden, weshalb ein Bauarbeiter sterben musste und ein Ehemann flüchtete. Das Besondere des Krimis, den man als Leser kaum aus der Hand legen möchte, ist, dass er in Duisburg und auf Formentera spielt, wobei der Titel auf die Form der Baleareninsel anspielt, die wie ein Hundeknochen aussieht. Niklaus Schmid schildert die Duisburger Arbeitswelt und die Stadtansichten ebenso lebendig wie die Künstlerkolonie im Mittelmeer, wobei die Boheme auf Formentera mit wissender Ironie gezeichnet wird.
Beim "Bienenfresser" recherchiert Mogge auch auf Formenteras größerer Nachbarinsel Ibizia, wo eine Flugbegleiterin verschollen ist. Mogge muss sich da zwischen Neureichen, Aussteigern, Kriminellen und Halbkriminellen behaupten, die im Ruhrgebiet und in - vermeintlichen - Urlaubsparadiesen zu Hause sind.
In "Stelzvogel und Salzleiche" geht es um einen zwielichtigen Radioreporter, der Mogge zu Hilfe ruft, weil er von unerwünschten Liebesbeweisen bedrängt wird. Der zunächst eher harmlose Auftrag erweist sich zunehmend als brisant und gefährlich. Elmar Mogge bekommt die kriminelle Energie seines Gegenparts sogar am eigenen Unterleib zu spüren; eine ziemlich drastische Szene, die aber zum Handlungsablauf passt. Ganz nebenbei wird ein zehn Jahre zurückliegender Todesfall in Soest aufgeklärt, was mit der Titel gebenden Salzleiche zu tun hat.
Niklaus Schmid erzählt packend. Seine Milieuschilderungen sind vorzüglich, ebenso die Actionszenen. Neben den Romanen schreibt Schmid zahlreiche Storys, die in Krimisammelbänden erschienen sind. Für seine Kurzgeschichte "Müntefering singt" wurde er mit dem Kulturpreis Hochsauerlandkreis ausgezeichnet.
Neben seinen literarischen Büchern schrieb Schmid Reiseführer über alle Balearen-Inseln, darunter "Der etwas andere Reiseführer" über Formentera, den er auch als Hörbuch herausbrachte. Neben Informationen liest man hier schöne Inselgeschichten.
Zurzeit arbeitet Schmid auf Formentera "bei 35 Grad im Schatten" an einem Weihnachtskrimi.
Quelle: RP