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WAZ am Sonntag
21. April 2019
Von Duisburg nach Formentera
Von Sylvia Lukassen und Rolf Kiesendahl
La Savina/Duisburg.
„Glockenläuten. Gläserklirren. Und Küsschen, Küsschen. Leute, die dich über Monate nur mit giftigen Blicken bedacht haben, schmatzen dir jetzt, gnadenlos, Küsse auf Wange und Mund. Alles ist schön und in Ordnung, für einen langen Moment. Ab Neujahrsmorgen sehen wir das Leben und die Mitmenschen dann wieder kritischer“ – so beschreibt Niklaus Schmid in seinen Monatstexten den Silvesterabend in seiner Wahlheimat Formentera. Seit 40 Jahren lebt Schmid, 1942 in Duisburg geboren, auf der Baleareninsel. Er liebt die Natur und die Menschen dort, ohne den reflektierenden Blick des Schriftstellers verloren zu haben.
Viele erfolgreiche Krimis, Reisebücher, Hörspiele und journalistische Arbeiten hat der Autor in all den Jahren geschrieben. Dabei eignet sich die eigene Biografie durchaus als Romanvorlage: Nach der Lehre als Mechaniker schloss er sich dem Zirkus Althoff an, tourte mit ihm durch Frankreich und Schweden. Es folgte eine kurze bürgerliche Phase als technisch-kaufmännischer Leiter einer Wohnwagenfirma. Doch dann ging Schmid auf die ganz große Reise: Zunächst mit einem VW-Bus nach Indien und durch Afrika, später dann per Schiff nach Brasilien und Argentinien und von dort zu den Kanaren. Er begann zu schreiben – und hatte Erfolg damit: „Ferien unter Schmugglern“ war sein erstes Buch, die „Wettreise“ sein erstes Hörspiel. Was fehlte, war ein neuer Lebensmittelpunkt. „Mit einem Segelschiff kam ich von den Kanarischen Inseln nach Formentera. Vier Jahre lang hatte ich den für mich idealen Ort gesucht. Jetzt hatte ich ihn gefunden.“
Vier Jahre lang hatte
ich den für mich
idealen Ort zum Schreiben
und Leben gesucht.“
Niklaus Schmid Schriftsteller
Was die Insel für ihn so besonders macht? „Es fing schon im Hafen La Savina an. Ich setzte mich auf ein Fahrrad und fuhr los. Sofort hatte ich diese besondere Mischung von Salzwasser, Thymian und Rosmarin in der Nase. Und vor meinen Augen hatte ich, an fast jeder Stelle der Insel, das in allen Farbabstufungen von Türkis bis tiefblau schimmernde Meer.“
Auf Formentera Ferien im Appartement zu machen ist die eine Sache, dort zu leben – die andere. Der Alltag von Schmid beginnt beinahe archaisch: „Morgens gehe ich zum Brunnen, denn ich wohne in einem alten Bauernhaus ohne fließendes Wasser. Danach fange ich an zu schreiben.“ Selbst nach etlichen Reiseführern über die Balearen gibt es auch für den Insider noch viel zu entdecken. Im Laufe des Jahres wird „Formentera – Der etwas andere Reiseführer“ überarbeitet und erweitert. Öfter zieht es Niklaus Schmid nach Duisburg-Duissern. Großstadtluft schnuppern, Freunde treffen, gern auf eine Currywurst beim „Hähnchen King“. Natürlich kommt irgendwann die Frage: „Na, wann geht's zurück auf deine Hippieinsel?“
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Aus der Tageszeitung DER PATRIOT
Lesung: "Müntefering singt"
im SPD-Kreis Soest-Lippstadt
am 2. November 2017 im Restaurant Fresco
Aus der WAZ vom 18. Mai 2017:
Lesung: Tatort unter südlicher Sonne
in der Duisburger Buchhandlung Scheuermann
von THOMAS BECKER
Aus:
Night & Day Magazine
Ausgabe Ibiza und Formentera Juli 2012
Das Interview führte
MAXIMILIANE TAUCHE
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Aus der WAZ vom 11. Mai 2012
Lesung zwischen Mord und Urlaub
von KIRSTEN GNOTH
Heiligenhaus: Der Duisburger Krimiautor Niklaus Schmid sorgte in der Stadtbücherei für Gänsehaut und Fernweh mit seinen Kostproben aus einer Criminale-Auftragsarbeit und einem etwas anderen Formentera-Reiseführer.
Foto WAZ FotoPool
Ein leicht sonnengebräunter Herr im schwarzen Anzug schlendert in das Lesecafé der Stadtbücherei. In der Hand ein verblichener ozeanblauer Koffer. Die Gebrauchsspuren an dem guten Stück lassen erkennen, dass er und sein Besitzer schon einiges zusammen erlebt haben. Vom Hippie Trail durch Indien, über die langen Winter auf Formentera bis zum Hexenhaus im Sauerland. Niklaus Schmid ist Freigeist, Weltenbummler und Krimiautor. Die Liebe zu Details lässt sich in jeder Zeile wiederfinden.
Klein aber fein ist die Runde im Lesecafé der Stadtbücherei. Den Heiligenhausern steht am Abend wohl eher der Sinn nach Fußball als nach Mord. Niklaus Schmid nimmt es gelassen und schon mal Platz. Schnell die Lampen einstellen und das Mikrofon noch einem Check unterziehen. Mitgebracht hat der Krimiautor eine Kurzgeschichte aus der Anthologie "Mörderisches vom Rothaarsteig". Gemeint ist aber keinesfalls die Haarfarbe, sondern der Gebirgszug im Sauerland. "Das war eine Auftragsarbeit für die Criminale im Mai", erklärt Schmid.
Beklemmend und drückend
Die Story beginnt beschaulich. Ein Ehepaar möchte sein Haus im Sauerland verkaufen. Das Problem - im Anbau wohnt ein etwas schrullig anmutender Herr auf Lebenszeit. Alle Interessenten springen bei der Hiobsbotschaft ab, bis auf einen. Doch der muss die Sache mit dem Mitbewohner erstmal seiner Frau schmackhaft machen. Das Sauerländer Ehepaar schmiedet einen perfiden Mordplan. Sie riegeln den Anbau ab und stellen Strom sowie Wasser ab.
Was Niklaus Schmid dann vorträgt, ist beklemmend und drückend wie schwül-warme Luft. Durst und Halluzinationen lassen den unerwünschten Hausbewohner langsam aber sicher verzweifeln. Bei der Kurzgeschichte tropft nicht aus jeder Seite literweise Blut. Muss es auch gar nicht. Spannend machen "Hier bleibe ich!" die interessanten Wendungen und raffinierten Details.
Auch einen Platz in dem verblichenen Koffer gefunden hat ein ganz besonderes Schmuckstück. "Alle Verleger haben mir gesagt, man könne keinen ganzen Reiseführer über Formentera schreiben. Aber ich hatte da eine Idee", sagt Niklaus Schmid und lächelt. Dass die Idee großartig war, verschweigt der bescheidene Duisburger. Schmids Reiseführer reiht nicht etwa eine Restaurant-Empfehlung aneinander und listet akribisch die Shrimpspreise auf.
300 Seiten Liebeserklärung an Formentera
Der 300 Seiten dicke Schmöker ist eine wahre Liebeserklärung an die kleine Baleareninsel. Das Besondere daran: Der Reiseführer ist in Monate aufgeteilt und randvoll gefüllt mit Anekdoten. Zeit genug sie zu sammeln, hatte Niklaus Schmid. "Immerhin lebe ich schon seit 33 Jahren auf Formentera und verliebe mich bei jedem Landeanflug wieder in die Insel", sagt der Autor.
Die detaillierten Beschreibungen von blühenden Agaven und den Salinen ziehen den Zuhörer schnell in den Bann. Fast lässt sich der weiße Sand zwischen den eigenen Zehen spüren. Die Anekdoten, mit denen Niklaus Schmid die Insel beschreibt, erlebte er (oder zumindest andere Residenten) selbst. Gestrandete Wale, Winterkoller und der rasende rote Inselbus. Aber Vorsicht: Jeder, der sich dieses Buch kauft, wird auch ein Flugticket kaufen. Der Reiseführer macht einfach Lust auf mehr.
Quelle: WAZ
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