Niklaus Schmid


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November Teil 2

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Formentera
Eine Insel auf dem Weg zur Legende


Auszüge aus "Formentera - Der etwas andere Reiseführer"


Wie war das noch mal mit dem Wikingerprinz Sigurd, den maurischen Piraten und Bob Dylans Schafwollpullover? Diesen Fragen gehe ich in meinem Buch "Formentera - Der etwas andere Reiseführer" nach. Mal berichte ich aus der Vergangenheit, beispielsweise von den Phöniziern, die auf der Insel die ersten Salzbecken bauten, oder von den Arabern, die ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem anlegten. Dann wieder springe ich zurück in die Gegenwart, erwähne neuzeitliche Legenden, schreibe über die Tier- und Pflanzenwelt oder erzähle Geschichten von Künstlern und Charakterkäuzen. Auszüge, wie gesagt, und zwar im monatlichen Wechsel.

November Teil 2

Vom kleinen Tiger mit den großen Ansprüchen ...


Eines Tages saß er da und miaute, dass es einen Stein hätte erweichen können. Ein kleiner Kater, rot getigert, noch mit dem langen flauschigen Babyfell und den blauen Augen, die alle jungen Katzen haben. Saß da mitten auf der Kokosmatte von unserem Hund Max, der nicht ohne Grund den Ruf eines rauen Burschen hat. Das kleine Fellbündel hockte also da ganz nahe den gebleckten Wolfszähnen, schrie, fauchte, buckelte, wich aber keinen Millimeter. Wo kam es her, wer hatte es bei uns ausgesetzt?

Wir stellten dem kleinen Kater diese Fragen, erhielten aber keine Antwort. Wir fragten, willst du Milch, und er antwortete laut und deutlich: Mach schon hin, aber bitte mit Schnuller, denn aus dem Napf kann ich noch nicht trinken!

Wir besorgten eine Spielzeugflasche mit Nuckel, und die Welt war für den kleinen Tiger in Ordnung. Er trank viermal am Tag. Wenn er nicht fraß oder schlief, dann prügelte er sich, so klein er war, mit unseren anderen Katzen, obwohl die ihn nur beschnuppern wollten.

… seinem Verhältnis zu langhaarigen Pullovern ...


Wer auch immer Tiger bei uns abgeliefert hatte – ein Mensch oder die Katzenmutter mit einem Pfotentritt –, der musste ihm mit auf den Weg gegeben haben: Das Leben ist hart, die Konkurrenz groß, kratz allem, was Fell hat, die Augen aus, entschuldige dich später!

Wenn wir ihn anfassten, schnurrte er wie eine Nähmaschine, sobald sich ihm Artgenossen näherten, fuhr er die Krallen aus. Unseren angestammten Kater verjagte er, mit der Kätzin kriegte er Ärger, weil er ohne Umstände sofort an ihre Zitzen ging. Richtig schmusen konnte er nur mit langhaarigen Pullovern.

… sowie von Rilkes eindringlichen Worten

„Das Leben und dazu eine Katze: Das gibt eine unglaubliche Summe, ich schwör’s euch!“ Diese eindringlichen Worte schrieb Dichter und Katzenfreund Rainer Maria Rilke. Junge Kätzchen haben auf Inselbesucher eine schier unwiderstehliche Anziehungskraft, und manch einer nimmt so ein putziges Wollknäuel für die Ferienzeit auf, päppelt es hoch – und lässt es am Ende des Urlaubs zurück.

Gabrielet, Künstler und guter Menschenkenner, weiß, dass die Leute das, was sie umsonst bekommen, nicht sonderlich schätzen. Von einer Residentin, die zwei junge Katzen von ihm haben wollte, verlangte er je Tier drei Peseten. Anschließend ging er in die Bar Miguel und erzählte seinen Freunden, dass er gerade einer Ausländerin zwei Katzen verkauft habe, für richtiges Geld; dann bestellte er eine Runde.

Fortsetzung folgt...
am 1. Dezember...
amaa...a.a....


Aktualisiert am 15. November 2020 | kontakt@niklaus-schmid.de

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